Rath international: Movement of Life

Vor acht Jahren hat die Dr. Rath Health Foundation ein Projekt zur Förderung von Schul- und Gemeindegärten in Uganda ins Leben gerufen. Die Aktion, die Teil unserer weltweit agierenden Initiative „Bewegung des Lebens“ („Movement of Life“) ist, gibt Schulkindern das Wissen an die Hand, in ihren Schulen und Dörfern nachhaltige Nutzgärten anzulegen. Ziel ist es, dass die Heranwachsenden lernen, wie sie selbst und ihre Familien sich mit lokalen, frischen Lebensmitteln versorgen. Dabei spielt auch die Wissensvermittlung über eine gesunde Ernährung und die Bedeutung von Mikronährstoffen eine große Rolle, um die Gesundheit der Gemeinden langfristig zu fördern.

Wir haben eine Auswertung durchgeführt, bei der wir die kleinen und großen Gärtner zu ihren Erfahrungen mit dem Projekt befragt haben. Die ermutigenden Ergebnisse möchten wir hier mit unseren Leserinnen und Lesern teilen.

 

Gärtnern in Krisenzeiten

Die COVID-19-Pandemie hat zahlreiche Familien in Uganda vor enorme Schwierigkeiten gestellt. Viele Eltern verloren ihre Arbeit, es kam zu einem massiven Anstieg von Kinderarbeit und Armut. Auch unser „Movement of Life“-Projekt war von den Auswirkungen der Corona-Krise betroffen: Da die Schulen in Uganda zwei Jahre geschlossen bleiben mussten, konnten die Schulgärten nicht wie gewohnt in Stand gehalten werden. Dies hatte zur Folge, dass die ohnehin wirtschaftlich schwachen Familien noch stärker von Hunger, Armut und Krankheiten bedroht waren. Trotzdem konnten viele Kinder die Gartenbauaktivitäten außerhalb der Schule fortführen. Unsere Auswertung konzentrierte sich demzufolge auf Schülerinnen und Schüler, die in der Lage waren, zu Hause oder in ihrer Nachbarschaft Gartenarbeit zu verrichten.

Die Auswertung erfolgte auf Basis von Befragungen, die im Dezember 2021 mit Schulkindern sowie deren Eltern und Lehrern durchgeführt wurden. Dafür wurden nach dem Zufallsprinzip 77 Kinder aus 19 Schulen ausgewählt. Durchgeführt wurden die Befragungen von 20 Erziehern, die zuvor an einer eintägigen Schulung teilgenommen hatten. Die Befragten wurden zu Hause besucht und unter anderem zu den Themenbereichen Nahrungssicherheit, Gesundheit und finanzielles Wohlergehen interviewt.

Die befragten Kinder waren im Schnitt 14 Jahre alt und nahmen seit einem bis eineinhalb Jahren an dem Gartenprojekt teil. Sie kamen überwiegend aus Familien mit fünf oder mehr Kindern.

Etwas mehr als die Hälfte der Befragten (58,4 Prozent) gab an, täglich Gartenarbeit zu verrichten. Bei der überwiegenden Mehrheit (85,7 Prozent) befindet sich der Garten zu Hause. Alle anderen Kinder nutzten Gemeinschaftsgärten in ihrem Ort.

Die meisten Heranwachsenden (67,5 Prozent) hatten ihren Garten ursprünglich selbst angelegt, bekommen bei der Pflege und Bewirtschaftung aber inzwischen Hilfe von ihren Familien und Freunden. Eine kleinere Anzahl an Schülern (18,2 Prozent) kümmert sich vollkommen ohne fremde Hilfe um ihren Garten.

Der Zugang zu einer ausreichenden Wasserversorgung ist für viele Kinder eine ständige Herausforderung. Während über 70 Prozent der Befragten einen hinreichenden Zugang zu Wasserquellen haben, berichteten mehr als 27 Prozent der Schulkinder, dass sie Schwierigkeiten haben, ihren Garten ausreichend zu bewässern.

Beeindruckende 96 Prozent der Kinder gaben an, dass sie dank des Projekts heute in der Lage sind, einen Obst- und Gemüsegarten selbst anzulegen und zu bewirtschaften.

 

Mit Freude gärtnerische Fähigkeiten verbessern

Interessanterweise zeigte sich, dass die Freude, die das Gärtnern den Kindern bereitet, in einem engen Zusammenhang mit ihren Fähigkeiten bei der Gartenarbeit steht. Bessere Gartenbau-Kenntnisse führten auch zu einer größeren Nahrungssicherheit – die Kinder und ihre Familien konnten leichter auf eine ausreichende und gesunde Nahrung zugreifen und waren seltener von Mangelernährung betroffen.

Für manche Haushalte stellt die Nahrungsbeschaffung jedoch nach wie vor eine Herausforderung dar, berichteten doch ein Viertel der Kinder über gelegentlichen Hunger. Eine kleine Zahl der Befragten (4 Prozent) ist offenbar häufiger von Nahrungsmittelmangel betroffen. In den meisten Fällen gaben die Kinder jedoch an, dass sie dank ihrer Gartenarbeit mehr Obst und Gemüse essen und sich und ihre Familien besser ernähren können. Die Mehrheit der Familien konsumiert jetzt auch weniger Fast Food und abgepackte Lebensmittel.

 

Gesünder leben, mehr verdienen

Die Ergebnisse der Auswertung geben auch Hinweise auf die gesundheitlichen Veränderungen der Projektteilnehmer. Nur 5 Prozent der Kinder und 13 Prozent der Eltern sagten, dass ihre Gesundheit sich im letzten Jahr verschlechtert habe. Die Mehrheit der Befragten berichtete hingegen, dass ihr Gesundheitszustand heute besser sei als vor einem Jahr. Bedenkt man, welche katastrophalen Spuren die Corona-Pandemie in Uganda hinterlassen hat, ist dieses Ergebnis als großer Erfolg zu bewerten.

Besonders bemerkenswert ist, dass sich das körperliche und geistige Wohl der Kinder mit der zunehmenden Dauer des Projektes verbessert hat. Die gesundheitliche Verfassung der Befragten war umso besser, je größer die mit Hilfe der Gartenarbeit erzielte Nahrungssicherheit war. Bessere gärtnerische Fähigkeiten gingen zudem mit einer höheren Lebensqualität und einem besseren Familienklima einher.

Deutlich erkennbar ist auch der finanzielle Nutzen des Projekts. Mehr als drei Viertel der Familien baut im Rahmen des Projekts so viel Obst und Gemüse an, dass ein Teil des Ertrages verkauft werden kann und somit als zusätzliche Einkommensquelle dient. Bei mehr als einem Drittel reicht dieses Einkommen aus, um die Grundbedürfnisse der Familien zu decken.

Insgesamt gaben mehr als 97 Prozent der Familien an, dass die „Movement of Life“-Initiative ihren Lebensstandard verbessert und die monatlichen Ausgaben gesenkt habe.

 

Eine gesunde und gerechte Welt kann Realität werden

Jahr für Jahr fließen Milliarden Euro an Hilfsgeldern in die Entwicklungsländer. Oftmals verstärken diese gut gemeinten Zuwendungen aber die Abhängigkeit der betroffenen Länder. Probleme werden nicht beseitigt, sondern eher verfestigt. Im Gegensatz dazu bietet unsere Gartenbauinitiative im Osten Afrikas eine nachhaltige Lösung an: die Hilfe zur Selbsthilfe. So lassen die Ergebnisse unserer Auswertung den Schluss zu, dass sich die ärmeren Länder auch unabhängig von internationalen Hilfsgeldern entwickeln können, wenn man den Familien in diesen Regionen nur die Möglichkeit gibt, sich selbst und unabhängig von anderen zu versorgen. Dies ist gerade in Krisenzeiten wichtig, wenn Hunger und Armut zunehmen.

Unsere „Movement of Life“-Initiative hat vielen ugandischen Familien dabei geholfen, die Herausforderungen der Coronavirus-Pandemie zu bewältigen. Die Teilnehmer unseres Projekts konnten in dieser schwierigen Zeit nicht nur ihre Gesundheit verbessern, sondern profitierten auch von einer besseren Versorgung mit gesunden Nahrungsmitteln, die ihnen zudem ein zusätzliches Einkommen ermöglichten.

Mehr Informationen zum Schulgartenprojekt und vielen anderen Aktionen der „Movement of Life“-Initiative finden Sie unter www.movement-of-life.org oder www.dr-rath-foundation.org.

(Dieser Artikel erschien erstmals in Ausgabe 2/2022 der Rath international und wurde für diesen Blog leicht überarbeitet.)

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