In Industrieländern wie Deutschland steht ganz- jährig ein üppiges und vielseitiges Nahrungsmit- telangebot zur Verfügung. Dennoch: Von vielen Vitaminen, Mineralstoffen und anderen Mikro- nährstoffen nehmen breite Bevölkerungsschich- ten häufig zu wenig auf. Neben solch wichtigen Mikronährstoffen wie Vitamin D, Folsäure oder Eisen – die ebenfalls häufig im Mangel vorliegen

– ist das Spurenelement Jod ein gutes Beispiel. Obwohl es eine Schlüsselfunktion in unserem Körper einnimmt, wird die Jodversorgung in Deutschland zunehmend schlechter. Experten warnen bereits vor den dramatischen Folgen eines bevölkerungsübergreifenden Jodmangels – dabei galt Deutschland noch vor etwa 10 Jahren als ausreichend mit Jod versorgt. Aber wofür brauchen wir Jod überhaupt, und wieso sollten wir diesem Nährstoff mehr Beachtung schenken?

 Jod ist ein Spurenelement. Unser Körper benötigt es nur in sehr geringen Mengen (Spuren). Die seitens der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfoh- lene tägliche Aufnahmemenge liegt bei 200 Mikro- gramm (µg). Dieser augenscheinlich geringe Bedarf darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass Jod für unseren Körper lebensnotwenig ist. Es ist ein unverzichtbarer Bestandteil für die Hormone der Schilddrüse, die eine Vielzahl von Stoffwechselprozes- sen steuern und unter anderem für das Wachstum, die Bildung der Knochen sowie die Entwicklung des Gehirns wichtig sind.

Deutschland gilt als eines der jodärmsten Länder der Erde. Weil unsere Böden kaum Jod enthalten – das Spurenelement ist fast ausschließlich in Seefisch und Seetang ausreichend vorhanden –, wird es seit Jahr- zehnten Speisesalzen sowie auch Nutztierfutter und Mineraldünger zugefügt. Dies hat dazu geführt, dass typische Jodmangelerscheinungen (z. B. Kropfbildun- gen) heute seltener auftreten. Ein Kropf (Struma), also eine sichtbare Vergrößerung der Schilddrüse, entsteht, wenn die Schilddrüse durch eine Unterversorgung mit Jod nicht genügend Schilddrüsenhormone bilden kann. Dieses Defizit wird durch ein Anwachsen der Schilddrü- se ausgeglichen. In der Regel wird zur Kropfbehand- lung eine zusätzliche Versorgung mit Jod in Form von Nährstoffpräparaten empfohlen.

Es müssen jedoch nicht immer sichtbare Anzeichen sein, die einen Hinweis auf Jodmangel bzw. die Not- wendigkeit einer vermehrten Jodzufuhr geben. Eine verminderte körperliche und geistige Leistungsfähig- keit, Müdigkeit und Antriebslosigkeit sind nur einige Beispiele für typische Symptome eines Joddefizits.

Obwohl ein Jodmangel weit verbreitet ist und weite Teile der Bevölkerung von Jodmangel-Erkrankungen betroffen sind, wird die „Zwangsjodierung“ von Spei- sesalz auch kritisch beäugt. Jodkritiker argumentie- ren, der flächendeckende Zusatz von Jod in der Lebensmittelindustrie führe zu gesundheitlichen Pro- blemen wie Schilddrüsenüberfunktionen, Jodallergien oder Jodakne. Diese Argumente wurden vom Bundes- institut für Risikobewertung (BfR) jedoch entkräftet. Die als bedenkenlos und sicher erachtete tägliche Auf- nahmemenge von Jod beträgt 500 µg – ein Wert, der durch die normale Ernährung bei weitem nicht über- schritten werden könne (Quelle: www.bfr.bund.de). Auch Menschen, die an der Schilddrüsenkrankheit Hashimoto-Thyreoiditis leiden, sollten nicht gänzlich auf Jod verzichten.

Seelachs hat einen hohen Jod-Gehalt. 100 Gramm liefern etwa 200 Mikrogramm Jod. Das entspricht laut Empfehlung der Deut- schen Gesellschaft für Ernährung dem Tagesbedarf eines Erwachsenen. Auch Algen enthalten sehr viel Jod. Allerdings wird vor einem übermäßigen Verzehr der Meerespflanzen gewarnt, da bestimmte Arten mehr als 1.000 Milligramm Jod enthalten können.