Omega-3-Fettsäuren als wichtigen Schutzfaktor erkannt
„Hoher Zuckerkonsum stört das Lern- und Erinnerungsvermö- gen“ oder „Zucker kann dumm machen: Wissenschaftler war- nen“ – so der Wortlaut einiger Schlagzeilen, die kürzlich ver- schiedene Nachrichtenmagazine im Internet durchlaufen haben. Anlass für diese Schlagzeilen ist eine Untersuchung, die jüngst veröffentlicht wurde. Sie untersuchte die Auswirkungen eines hohen Zuckerkonsums auf das Gehirn sowie die Möglich- keit, sie durch diätetische Maßnahmen zu beeinflussen. Wichti- ge Erkenntnis: Omega-3-Fettsäuren gehen als wichtige schüt- zende Nährstoffe für das Gehirn aus der Untersuchung hervor.
Omega-3-Fettsäuren sind eine spezielle Gruppe mehr- fach ungesättigter Fettsäuren. Sie sind essentiell: Unser Körper kann sie nicht direkt selbst herstellen und ist auf eine regelmäßige Aufnahme über die Nahrung angewiesen. Die biologisch aktivsten Omega-3-Fettsäu- ren sind Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaen- säure (EPA). Sie kommen vor allem in fettreichen Mee- resfischen wie Hering, Makrele, Sardine, Lachs oder Thunfisch vor. Die Bedeutung von Omega-3-Fettsäuren für die Gehirnzellen sowie die positiven Wirkungen die- ses Nährstoffs bei Aufmerksamkeitsstörungen, Demenz- erkrankungen und anderen mit dem Gehirn in Verbin- dung stehenden Gesundheitsproblemen brachten Fisch den Ruf einer wichtigen „Gehirnnahrung“ ein.
Schon lange werden die Auswirkungen und Folgen eines dauerhaft hohen Zuckerkonsums diskutiert. Eine der Fol- gen, die auch von der medizinischen Fachwelt anerkannt wird, ist eine sich entwickelnde Insulinresistenz. Durch einen ständig starken Anstieg des Blutzuckerspiegels muss die Bauchspeicheldrüse ebenso auch viel Insulin herstellen und die Körperzellen sind über viele Jahre hinweg hohen Insu- linwerten ausgesetzt. Die Folge ist die Ausbildung einer Insulinresistenz, die Vorstufe eines Typ-II-Diabetes. Zugleich weist Einiges darauf hin, dass sich dadurch auch das Risiko für kognitive Defizite und Demenz erhöht. Diabetiker sind deutlich häufiger von einer Verschlechterung kog- nitiver Funktionen und De- menzerkrankungen betroffen als Nicht-Diabetiker. Als Grund wird unter anderem ange- führt, dass der Transport von Insulin durch die Blut-Hirn- Schranke mit steigender Insu- linresistenz beeinflusst wird. Nun scheint eine weitere Untersuchung die Bedrohung von dauerhaft zuviel Zucker zu bestätigen. Sie belegt zugleich aber auch den Wert einer guten Omega-3-Versorgung, um Schäden entgegen zu wir- ken oder diese möglichst zu minimieren.
Studiendetails: Um die Auswirkungen eines hohen Zuckerkonsums und den Nutzen von Omega-3-Fettsäuren zu untersuchen, erhielt eine Versuchsgruppe von Ratten über einen Zeitraum von 6 Wochen eine Zuckerlösung. Die zweite Versuchsgruppe erhielt außerdem Omega-3-Fettsäu- ren in Form von Leinsamenöl und der Omega-3-Fettsäure DHA, die bekannt ist für ihre Schutzfunktion von Gehirnzel- len für das Erinnerungs- und Lernvermögen. Zuvor durchlieErgebnis: Die Gruppe, die zusätzlich Omega-3-Fettsäuren zur „Zuckerdiät“ erhielt, konnte sich deutlich besser orien- tieren und die Aufgaben besser bewerkstelligen als die Gruppe, die keinen Omega-3-Zusatz erhielt.
Fazit der Wissenschaftler: Unsere Ernährungsweise beeinflusst nicht nur unser Denken, ein hoher Verzehr von Zucker und zuckerreichen Lebensmitteln über einen länge- ren Zeitraum kann das Gehirn sogar schädigen. Es beein- flusst das Erinnerungsvermögen und die Fähigkeit zu ler- nen. Eine ausreichende oder ergänzende Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren zur Mahlzeit kann helfen, Schäden zu minimieren. Quelle: The Journal of Physiology; May 2012
Eine Ernährung, die ausreichend Mikronährstoffe und essentielle Omega-3-Fettsäuren enthält, wird einen zu hohen Zuckerkonsum nicht ausgleichen können. Vielmehr ist ein bewusster Umgang mit Zucker, Süßigkeiten und stark zuckerhaltigen Getränken gefragt. Derzeit liegt der durchchnittliche Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland bei rund 36 Kilo- gramm. Dennoch ist es unbedingt ratsam, auf eine optimale Zufuhr essentieller Nahrungsfaktoren wie Omega-3-Fettsäuren großen Wert zu legen – vor allem bei bereits vorliegenden Problemen (z.B. insulinresistente Typ-2 Dia- betiker). Berichten zufolge ist ins- besondere die Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren hierzulande unzureichend und liegt im statis- tischen Durchschnitt bei nur ca. 200 mg DHA/EPA pro Tag. Immer mehr Experten bestätigen, dass die Omega-3-Aufnahme deutlich
höher liegen sollte (der niederländische Gesundheitsrat emp- fiehlt etwa 450 mg EPA und DHA pro Tag) und verweisen – vor allem, wenn generell eine Abneigung gegen Fisch besteht – auf die Möglichkeit einer Nahrungsergänzung mit Omega-3-Fettsäuren.