Umweltbelastungen bergen eine erhebliche Gesundheitsgefahr, denn sie erhöhen das Risiko für chronische Krankheiten und verkürzen die Lebenserwartung um Jahre. Vor allem verschmutzte Luft schadet unserer Gesundheit: Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Luftverschmutzung das größte umweltbedingte Gesundheitsrisiko in der Europäischen Union (EU), wo sie jedes Jahr fast eine halbe Million vorzeitige Todesfälle und mehrere hundert Milliarden Euro an Gesundheitskosten verursacht. Gängige Empfehlungen zur Verringerung der Gesundheitsrisiken durch Luftschadstoffe zielen in der Regel darauf ab, die Belastung durch Feinstaub und Co. so gering wie möglich zu halten – zum Beispiel, indem man verkehrsreiche Orte meidet. Wenig bekannt ist, dass Vitamine, bioaktive Pflanzenstoffe und andere Naturstoffe die negativen gesundheitlichen Folgen der Luftverschmutzung reduzieren können. In diesem Artikel stellen wir Ihnen die wichtigsten Mikronährstoffe vor, die Ihnen helfen, besser gegen gefährliche Schadstoffe in der Luft gewappnet zu sein.
Tödliche Gefahr Luftverschmutzung
Verschmutzte Luft hat nicht nur gravierende Auswirkungen auf die Umwelt, sondern auch auf unsere Gesundheit. Denn das Einatmen von Luftschadstoffen kann eine Vielzahl von Gesundheitsproblemen verursachen oder verschlimmern und die Lebenserwartung verkürzen. Beispielsweise errechnete die WHO im Rahmen des Global Burden of Disease (GBD)-Projekts für das Jahr 2015 weltweit 4,2 Millionen Todesfälle1, die aufgrund der Feinstaubbelastung der Umgebungsluft verursacht wurden, wobei koronare Herzkrankheit und Schlaganfall, Lungenentzündungen, chronisch-obstruktive Lungenerkrankung und Lungenkrebs zu den häufigsten Todesursachen infolge unreiner Außenluft zählen. Deutlich höhere Zahlen ergaben Berechnungen von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Chemie und des Universitätsklinikums Mainz, die auf 8,8 Millionen vorzeitige Todesfälle durch verschmutzte Luft und eine durchschnittliche Verkürzung der Lebenserwartung pro Kopf um 2,9 Jahre kamen2. Damit verringert die Luftverschmutzung die Lebenserwartung weltweit stärker als die meisten anderen Risikofaktoren wie etwa das Rauchen.
In Ost- und Südasien ist die vorzeitige Sterblichkeit aufgrund von Schadstoffen in der Luft am höchsten – hier gehen 35 bzw. 32 Prozent2 der vorzeitigen Todesfälle auf das Konto von verunreinigter Luft. Aber auch in europäischen Städten und Gemeinden ist die Luftqualität oft schlecht und stellt ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar. So verursacht die Luftverschmutzung in der EU jedes Jahr etwa 400.000 vorzeitige Todesfälle3. Für Europa einschließlich der Türkei, der Ukraine und West-Russland wurden ca. 800.000 verfrühte Todesfälle pro Jahr4 berechnet. Das sind etwa 9 Prozent5 aller vorzeitigen Sterbefälle in Europa.
Luftschadstoffe unter der Lupe
Luftschadstoffe sind meist unsichtbare Partikel und Gase, die in die Luft abgegeben werden und deren natürliches Gleichgewicht verändern. Sie können durch menschliche Aktivitäten oder natürliche Prozesse wie Waldbrände, Saharastaub oder Vulkanausbrüche freigesetzt werden. Der Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull im Jahr 2010 ist ein bekanntes Naturereignis, bei dem sehr hohe Mengen an Luftschadstoffen ausgestoßen wurden. In den allermeisten Fällen sind wir aber selbst für die Luftverschmutzung verantwortlich: Der größte Teil der giftigen Stoffe gelangt aus vom Menschen verursachten Quellen wie Industrie, Verkehr, Landwirtschaft und Privathaushalten in die Außenluft; fast immer handelt es sich um Verbrennungsvorgänge zum Heizen, zur Energieproduktion oder als Antrieb.
Luftschadstoffe, die in Städten eine Rolle spielen und die Gesundheit der Menschen negativ beeinflussen, sind Schwefeldioxid, Stickstoffoxide (Stickstoffmonoxid und Stickstoffdioxid), Kohlenstoffmonoxid, Ozon, Blei und Feinstaub. In Europa stehen vor allem Feinstaub, Stickstoffdioxid und bodennahes Ozon im Fokus, die laut Europäischer Umweltagentur (EUA) heute die größte Gesundheitsgefahr6 darstellen.
Bei den Luftschadstoffen wird zwischen primären und sekundären Schadstoffen unterschieden. Primäre Schadstoffe werden direkt von einer Schadstoffquelle, zum Beispiel einer Fabrik oder einem Auto, freigesetzt. Hierzu gehört Kohlenmonoxid, das bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entsteht. Sekundäre Schadstoffe hingegen entstehen in der Atmosphäre durch chemische Reaktionen zwischen Primärschadstoffen und anderen Substanzen. Ein Beispiel für einen Sekundärschadstoff ist Ozon, welches bei intensiver Sonneneinstrahlung aus Stickstoffoxiden und flüchtigen organischen Verbindungen (Kohlenstoffverbindungen, die leicht verdampfen) entsteht.
Die gesundheitsschädigende Wirkung von Schadstoffen wird durch die Höhe und Dauer der Exposition bestimmt, wobei die Belastung mit Feinstaub und Stickoxiden in Städten deutlich höher ist als auf dem Land. Hohe Belastungen wurden auch in der Nähe von Flughäfen oder im Bereich der Schifffahrt7 festgestellt.
Feinstaub
Als Feinstaub (PM, engl. „particulate matter“) bezeichnet man Partikel mit einem Durchmesser von 10 µm (Mikrometer; 10 µm = 0,01 mm) und kleiner. Je nach Größe der Partikel unterscheidet man zwischen PM10 mit einem Durchmesser von maximal 10 µm, PM2,5 mit weniger als 2,5 µm Durchmesser und ultrafeinen Partikeln (Ultrafeinstaub) mit einer Größe von höchstens 0,1 µm.
Die Größe der Feinstaubpartikel bestimmt die Tiefe ihres Eindringens in den Körper und diese wiederum ihre Auswirkungen auf die Gesundheit. Größere Feinstaubteilchen werden in der Regel bereits in der Nase abgefangen, während feinere Partikel bis in die kleinsten Atemwege und in die Lungenbläschen gelangen können. Ultrafeine Partikel können außerdem in den Blutkreislauf eintreten und so zu anderen Organen gelangen. Die gesundheitlichen Wirkungen reichen von Atemwegserkrankungen (Asthma, Bronchitis und andere), Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose oder Bluthochdruck, Krebs bis hin zu Stoffwechselstörungen wie Diabetes Typ 2 und Nervenerkrankungen wie beispielsweise Demenz.
Insgesamt führt Feinstaub zu einer erhöhten Sterblichkeit. Allein in Deutschland wurden 2021 mehr als 32.000 Todesfälle8 mit zu viel Feinstaub in der Luft in Verbindung gebracht. Feinstaub ist daher eine wichtige Komponente bei der Beurteilung der Luftqualität.
Stickstoffdioxid
Stickstoffdioxid (NO2) ist ein Reizgas, das hauptsächlich durch Verbrennungsprozesse bei der Energieerzeugung und im Autoverkehr entsteht. Es wird weltweit von Regierungen und Umweltbehörden überwacht und reguliert, da es zu einer Vielzahl von negativen Umweltwirkungen führt und gesundheitsschädlich ist.
Nach Einatmen kann NO2 zu Reizungen der Atemwege führen und die Lungenfunktion beeinträchtigen. Bei längerer Exposition können chronische Atemwegserkrankungen wie Asthma und Bronchitis auftreten. Außerdem steigt bei langjähriger NO2-Belastung das Risiko für tödliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Stickstoffdioxid trägt zudem zur Bildung von bodennahem Ozon und Feinstaub bei.
Ozon
Ozon (O3) ist ein gasförmiges Molekül, das aus drei Sauerstoffatomen besteht. In höheren Luftschichten, in der Stratosphäre, schützt es uns vor schädlicher UV-Strahlung. O3 kommt aber auch in Bodennähe vor und gilt dort in den natürlich vorkommenden geringen Konzentrationen als unbedenklich. Menschliche Aktivitäten können jedoch zu gesundheitsschädlichen Ozonkonzentrationen führen.
Gerade im Sommer macht das Reizgas vielen Menschen zu schaffen, denn bei sonnigem und windstillem Wetter steigt die Ozonbelastung. Wird ein bestimmter Grenzwert überschritten, spricht man von Sommersmog.
Ozon dringt tief in die Lungen ein, löst oxidativen Stress und Entzündungsreaktionen aus und reagiert mit den Wandstrukturen der Lunge. Häufige negative gesundheitliche Folgen sind eine verminderte Lungenfunktion und Atemwegsbeschwerden. Vor allem bei körperlicher Anstrengung, wenn wir mehr atmen, können sich diese Auswirkungen verstärken. Empfindliche Personen oder Menschen mit Atemwegsproblemen wie Asthmatiker sind besonders gefährdet. Ihnen wird empfohlen, bei hohen Ozonwerten körperliche Aktivitäten im Freien zu vermeiden.
Schwefeldioxid
Schwefeldioxid (SO2) ist ein farbloses, stechend riechendes Gas, das vorwiegend bei der Verbrennung von Kohle und Heizöl sowie bei der Eisen-, Stahl- und Düngemittelproduktion entsteht. In höheren Konzentrationen kann SO2 Mensch und Umwelt schädigen.
Wenn SO2 in die Atmosphäre gelangt, kann es zu chemischen Reaktionen kommen, bei denen das Gas Schwefelsäure bildet. Dadurch sinkt der pH-Wert des Regens. Man spricht dann von „saurem Regen“, der gefährliche Folgen für die Natur und alle Lebewesen hat.
Schwefeldioxid reizt die Schleimhäute und kann zu Atemwegsentzündungen führen. Bei Asthmatikern, Bronchitispatienten und überempfindlichen Personen können schon geringe Mengen des Gases Symptome auslösen.
Auswirkungen der Luftverschmutzung auf die Gesundheit
Die Luftqualität hat sich in den meisten europäischen Ländern in den letzten Jahrzehnten verbessert. Gemessen an den geltenden Grenz- und Zielwerten für Luftschadstoffe ist nach Angaben des deutschen Umweltbundesamtes9 ein Niveau, bei dem keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen mehr auftreten, jedoch noch nicht erreicht. Außerdem wird davon ausgegangen, dass Luftschadstoffe auch dann schädlich sein können, wenn sie unterhalb der gesetzlich festgelegten Grenzwerte liegen10.
Umweltbedingte Krankheiten werden hauptsächlich auf reaktive Sauerstoffspezies (so genannte freie Radikale) zurückgeführt, die in unserem Körper oxidativen Stress verursachen können. Normalerweise verfügt unser Körper über ein gut funktionierendes antioxidatives Schutzsystem, um diese schädlichen Moleküle in Schach zu halten. Bei Menschen mit Vorerkrankungen kann dieser Schutz jedoch vermindert sein, so dass sie anfälliger für Luftschadstoffe sind. Auch ältere Menschen reagieren empfindlicher auf schädliche Partikel und Gase in der Luft, da mit zunehmendem Alter die Konzentration freier Radikale in den Organen ansteigt und gleichzeitig die Menge der schützend wirkenden Antioxidantien abnimmt. Zudem lässt die Leistungsfähigkeit des Immunsystems im Alter nach. Kinder sind durch Luftschadstoffe ebenfalls stärker gefährdet: Ihr Immunsystem funktioniert noch nicht optimal. Grundsätzlich besteht jedoch für die gesamte Bevölkerung ein Gesundheitsrisiko. Dies gilt insbesondere bei sehr hohen Schadstoffbelastungen.
Die gesundheitsschädigende Wirkung von Luftschadstoffen beginnt in der Lunge, hat jedoch Folgen für den gesamten Organismus und kann äußerst vielfältig sein:
Atemwege und Lunge
Mit jedem Atemzug gelangt Luft durch Mund oder Nase über die Luftröhre in die Bronchien der Lunge. Auf diesem Weg nehmen wir neben dem lebensnotwendigen Sauerstoff naturgemäß auch unerwünschte Partikel und Gase auf, weshalb das Atmungssystem als Eintrittspforte für Luftschadstoffe deren schädlichen Einflüssen in besonderem Maße ausgesetzt ist.
Eingeatmete Schadstoffe können in Abhängigkeit von ihrer Größe bis in die tiefsten Atemwege vordringen und dort oxidativen Stress und Entzündungen auslösen, beides Faktoren, die ein erhöhtes Risiko für verschiedene Atemwegserkrankungen mit sich bringen. Einige der häufigsten Atemwegserkrankungen, die auf verunreinigte Luft zurückzuführen sind, umfassen Allergien, Asthma, Lungenentzündung, chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und Lungenkrebs.
Herz-Kreislauf-System
Entzündungsreaktionen, die durch Schadstoffe in der Luft ausgelöst werden, spielen sich zunächst im Lungengewebe ab und greifen schließlich über freigesetzte Botenstoffe (Interleukin-6, C-reaktives Protein) auf den gesamten Organismus über, einschließlich des Herz-Kreislauf-Systems, wo es in der Folge zu Funktionsstörungen der Gefäßinnenwand (Endothel), zur Bildung von Blutgerinnseln oder zum Fortschreiten atherosklerotischer Läsionen kommen kann, auf die der Körper mit der Bildung von Ablagerungen (Plaques) an den Gefäßwänden reagiert. Dies ist abhängig von der Lebensweise der Betroffenen und insbesondere bei chronischem Vitamin-C-Mangel der Fall, da dieser zu einer verminderten Produktion von Kollagen und anderen Molekülen führt, die den Gefäßwänden eine grundlegende Stabilität verleihen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose, Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen sind mögliche Folgen. Schreiten die Ablagerungen fort, können sie den Blutfluss unterbrechen und so einen Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen.
Darüber hinaus können ultrafeine Partikel direkt auf die Organe des Herz-Kreislauf-Systems einwirken, indem sie die Blut-Luft-Schranke in den Lungenbläschen überwinden und in die Blutbahn gelangen. Dort werden sie in die Blutgefäße aufgenommen, wo sie ebenfalls Wirkungen wie lokale Entzündungen oder eine Beeinträchtigung der Endothelfunktion hervorrufen.
Weitere Auswirkungen auf die Gesundheit
Neben den bekannten Auswirkungen von Luftschadstoffen auf den Atemtrakt und das Herz-Kreislauf-System werden zahlreiche weitere Effekte auf den menschlichen Körper diskutiert. Es gibt beispielsweise Hinweise darauf, dass Luftschadstoffe das Risiko für Diabetes und neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Demenz erhöhen und bei Schwangeren Frühgeburten auslösen. Da die Haut Luftschadstoffen direkt ausgesetzt ist und dadurch in ihrer Schutzfunktion beeinträchtigt werden kann, ist vorzeitige Hautalterung ebenfalls eine Folge der Luftverschmutzung.
All diese Symptome und Erkrankungen verursachen hohe Kosten im Gesundheitswesen. Hinzu kommt der volkswirtschaftliche Schaden durch verlorene Arbeitszeit. Allein in Europa belaufen sich die Gesundheitskosten nach Berechnungen für das Jahr 2018 auf 166 Milliarden Euro11. Politische Maßnahmen zur Luftreinhaltung, wie die Festlegung neuer Grenzwerte, brauchen Zeit, um zu wirken, und persönliche Verhaltensweisen zur Vermeidung von Schadstoffen, wie das Aufsuchen verkehrsarmer Orte, sind im Alltag oft schwer umzusetzen. Effektivere präventive Maßnahmen sind also dringend geboten.
Auch hier hat die Mikronährstoff-Forschung die Nase vorn, denn nur Vitamine, Pflanzenstoffe und andere natürliche Substanzen können den Körper und seine Zellen von innen heraus vor den Gefahren der gesundheitsschädlichen Wirkung von Luftschadstoffen schützen.
Wie Mikronährstoffe vor Gesundheitsrisiken durch Luftschadstoffe schützen
Wesentliche Quellen der Luftverschmutzung wie Industrie, Energieerzeugung und Verkehr entziehen sich der individuellen Kontrolle. Dennoch kann jeder etwas tun, um sich vor Gesundheitsschäden durch Luftverschmutzung so gut wie möglich zu schützen. Dies gilt insbesondere für die ergänzende Zufuhr von Mikronährstoffen, die in den Hinweisen und Empfehlungen der Mainstream-Medien zur Vermeidung gesundheitsschädlicher Umwelteinflüsse bislang leider keine Rolle spielt.
Mikronährstoffe besitzen einige grundlegende Eigenschaften, die für den Schutz unserer Gesundheit vor Luftschadstoffen von Bedeutung sind:
- Mehrere Vitamine (Vitamine C, E und andere), Mineralstoffe (Selen und Zink) und sekundäre Pflanzenstoffe (wie Carotinoide und Glucosinolate) schützen vor oxidativem Stress, indem sie freie Radikale abfangen und so deren schädigende Wirkung unterbinden.
- Weitere Mikronährstoffe (zum Beispiel B-Vitamine, Vitamin C und Omega-3-Fettsäuren) wirken entzündungshemmend, indem sie die Produktion verschiedener Botenstoffe (Zytokine, Interleukine) natürlich mindern, die am Entzündungsprozess beteiligt sind.
- Zusätzlich helfen Mikronährstoffe (Vitamin B2 und C, Coenzym Q10 und weitere) bei der Entgiftung des Körpers, indem sie die Entgiftungsorgane beim Abbau von schädlichen Stoffen unterstützen.
Der Nutzen von Mikronährstoffen zur Vorbeugung und Linderung schadstoffbedingter Gesundheitsprobleme konnte auch in klinischen Studien nachgewiesen werden. Im Vordergrund standen dabei die Gruppe der B-Vitamine, die Vitamine C und E, bioaktive Pflanzenstoffe und Omega-3-Fettsäuren. Einige ihrer gesundheitlichen Wirkungen werden im Folgenden anhand ausgewählter Studienergebnisse12–22 dargestellt.
B-Vitamine
Die B-Vitamine sind eine Gruppe von acht wasserlöslichen Vitaminen, die eine Vielzahl lebenswichtiger Funktionen im Körper unterstützen, beispielsweise die Energieproduktion, den Fettstoffwechsel und die DNA-Synthese und -Reparatur. Niedrige Konzentrationen von Vitamin B6, Folsäure (Vitamin B9) und Vitamin B12 im Blut werden mit zahlreichen chronischen Erkrankungen und einer erhöhten Anfälligkeit für Gesundheitsschäden durch Luftschadstoffe in Verbindung gebracht.
Freie Radikale, die unter dem Einfluss von Schadstoffen vermehrt gebildet werden, verursachen Entzündungen, DNA-Schäden und erhöhte Werte von Homocystein, einer schwefelhaltigen Aminosäure. Ein hoher Homocysteinspiegel im Blut kann zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen; Entzündungen und DNA-Schäden spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Krebs und anderen Krankheiten. Durch ihren Einfluss auf den Homocysteinstoffwechsel, die DNA-Synthese und -Reparatur sind B-Vitamine entscheidend bei der Prävention dieser Erkrankungen. Verschiedene klinische Studien haben gezeigt, dass Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12 die Herzfunktion verbessern, Entzündungen verringern und die DNA-Methylierung positiv beeinflussen können, die eine Rolle bei der Regulation verschiedener biologischer Prozesse spielt und mit diversen Krankheiten in Verbindung gebracht wird. Diese Effekte wurden bei Menschen beobachtet, die höheren Feinstaubkonzentrationen ausgesetzt waren.
Vitamin C
Vitamin C (Ascorbinsäure) ist ein essentielles, wasserlösliches Universal-Vitamin, das für viele tausend Funktionen im Körper benötigt wird. Eine seiner wichtigsten Funktionen ist die eines Antioxidans, das heißt, es fängt schädliche Verbindungen wie reaktive Sauerstoffspezies ab und schützt so die Zellen vor Schäden. Das betrifft auch Schäden und Erkrankungen, die durch Luftschadstoffe entstehen.
Im Herz-Kreislauf-System sorgt Vitamin C unter anderem für stabile Gefäßwände, indem es die Kollagensynthese fördert. Auch hält es den Cholesterinspiegel auf einem gesunden Niveau. Klinische Studien haben zudem gezeigt, dass eine Supplementation mit Vitamin C die Lungenfunktion von Personen verbessert, die in Gebieten mit hoher Luftverschmutzung leben. Dieser Effekt wurde sowohl bei gesunden Menschen als auch bei Asthmapatienten beobachtet.
Vitamin E
Vitamin E ist ein Sammelbegriff für eine Gruppe fettlöslicher Substanzen, die auch Tocopherole genannt werden. Sie sind starke Antioxidantien, die die Zellen ebenfalls vor Schäden durch freie Radikale schützen. Durch seine antioxidative Wirkung wirkt Vitamin E zum Beispiel schützend auf das Herz-Kreislauf-System.
Zahlreiche klinische Studien haben außerdem gezeigt, dass Vitamin E in Kombination mit Vitamin C die Atemwege von Asthmapatienten und gesunden Probanden vor den schädigenden Einflüssen von Ozon, Stickstoffdioxid und Feinstaub bewahren kann. Beide Vitamine zeigten einen signifikanten Schutzeffekt auf die Lungenfunktion.
Omega-3-Fettsäuren
Omega-3-Fettsäuren sind mehrfach ungesättigte Fettsäuren mit stark entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften, die unter anderem für die Neutralisierung von Schadstoffen wichtig sind. Diese Eigenschaften kommen dem Menschen bei der Vorbeugung und Behandlung verschiedener umweltbedingter Krankheiten zugute, zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Die positiven Wirkungen von Omega-3-Fettsäuren auf Herz und Gefäße sind vielfältig. So senken sie beispielsweise das Risiko für Herzrhythmusstörungen und Herzinfarkte und wirken blutdrucksenkend. Außerdem verbessern Omega-3-Fettsäuren die Durchblutung. Studien am Menschen haben dies bestätigt und gezeigt, dass die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren aus Fischöl beispielsweise helfen kann, die schädlichen Effekte von Feinstaub auf das Herz-Kreislauf-System zu reduzieren. Dazu gehören Veränderungen des Herzrhythmus und Zellstress.
Sulforaphan
Sulforaphan ist ein bioaktiver sekundärer Pflanzenstoff in Kreuzblütlergewächsen (zum Beispiel Brokkoli, Blumenkohl), der stark antioxidativ, entzündungshemmend und entgiftend wirkt. Sulforaphan kann bestimmte Gene verändern und auf diese Weise die körpereigene Abwehr gegen viele Luftschadstoffe stärken, die chronische Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen sowie verschiedene Krebsarten begünstigen.
Eine Studie an gesunden Erwachsenen hat ergeben, dass Sulforaphan und seine Vorläufersubstanz Glucoraphanin die Fähigkeit des Körpers verbessern, bestimmte Luftschadstoffe unschädlich zu machen und damit möglicherweise langfristig das Risiko von Gesundheitsschäden zu verringern. In einer anderen klinischen Studie fanden Forscher heraus, dass die Gabe von Brokkoli-Extrakt entzündliche Reaktionen der Nasenschleimhaut verringern kann, die durch Luftverschmutzung hervorgerufen werden.
Fassen wir zusammen:
- Luftschadstoffe wie Feinstaub, Ozon und Stickstoffdioxid stellen ein erhebliches Gesundheitsrisiko für uns dar. Ihre schädigende Wirkung beginnt in den Atemwegen, betrifft aber den ganzen Körper.
- Viele Erkrankungen, die durch Luftschadstoffe verursacht werden, sind in erster Linie auf übermäßigen oxidativen Stress und Entzündungen zurückzuführen. Mit Hilfe von Mikronährstoffen können diese aber gut kontrolliert und oft sogar verhindert werden.
- Senioren, Kinder, Vorerkrankte und Menschen mit einem schwachen Immunsystem reagieren empfindlicher auf verschmutzte Luft und sind daher in besonderem Maße auf eine ergänzende Mikronährstoffzufuhr angewiesen.
- Bisher erzielte Ergebnisse im Bereich der Mikronährstoff-Forschung sind vielversprechend und beweisen das enorme Potenzial von Vitaminen und anderen Naturstoffen bei der Prävention und Bekämpfung umweltbedingter Erkrankungen.
Eine Intensivierung der Forschungsanstrengungen auf diesem Gebiet wird weitere wertvolle Erkenntnisse liefern, um die Gesundheit der Menschen weltweit besser vor Umwelteinflüssen zu schützen. Schon heute zeichnet sich ab, dass Mikronährstoffe die durch Luftverschmutzung verursachten Krankheiten wirksam lindern und damit die Gesundheitsausgaben erheblich senken können. Dies gilt umso mehr, als die üblicherweise empfohlenen Maßnahmen nur einen begrenzten Schutz bieten und konventionelle medizinische Ansätze erst dann zum Einsatz kommen, wenn die Schadstoffe im Körper bereits Schaden angerichtet haben. Hier ist eine großzügige Versorgung mit Mikronährstoffen die wirksamere und nachhaltigere Maßnahme, bevor Leid und Sorgen entstehen!
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