Wenn das Zahnfleisch häufig blutet und das Kauen Schmerzen bereitet, könnte eine Parodontitis dahinterstecken. Parodontitis ist eine durch Bakterien verursachte chronische Entzündung des Zahnhalteapparates, die unbehandelt zu Zahnverlust und Komplikationen im ganzen Körper führen kann. Eine gute Mundhygiene hilft, Parodontitis in Schach zu halten. Ebenso wichtig ist eine großzügige Versorgung mit Mikronährstoffen. Studien aus dem Bereich der Zellular-Medizin zeigen, dass Vitamine, Aminosäuren und Co. für die Gesundheit von Zähnen und Zahnfleisch unverzichtbar sind.
Unsere Mundflora: Gute Bakterien, schlechte Bakterien
Jeder Mensch hat Bakterien im Mund – Hunderte verschiedener Arten tummeln sich dort. Sie gehören zur natürlichen Mundflora und sind in der Regel harmlos, viele sogar sehr nützlich. Denn wie in der Darmflora sorgen auch im Mund bestimmte Bakterien für die Abwehr von schädlichen Keimen und unterstützen die Immunabwehr des Körpers. Das funktioniert aber nur, solange sich die guten und die schlechten Bakterien im Gleichgewicht befinden.
Kritisch wird es, wenn sich einzelne Erreger stärker ausbreiten, zum Beispiel durch mangelnde Mundhygiene oder ungesunde Ernährungsgewohnheiten. Dann kann das natürliche Gleichgewicht der Mundflora gestört werden – Bakterienarten, die normalerweise von anderen Mikroben in Schach gehalten werden, gewinnen die Oberhand und lösen Munderkrankungen aus.
Zahnfleischentzündung oder Parodontitis?
Fast jeder Zweite in Deutschland ist an Parodontitis erkrankt, etwa 10 Millionen davon sogar schwer. Das liegt auch daran, dass die ersten Anzeichen dieser Volkskrankheit häufig unterschätzt werden. Parodontitis, umgangssprachlich oft fälschlich „Parodontose“ genannt, beginnt mit einer bakteriellen Entzündung des Zahnfleisches. In diesem Anfangsstadium, das als Gingivitis bezeichnet wird, ist das Zahnfleisch geschwollen, gerötet und blutet häufig, vor allem beim Essen und Zähneputzen. Manchmal heilt eine Gingivitis allein durch gute Mundhygiene ab. Bleibt die Entzündung aber zu lange unbeachtet, kann sie chronisch werden und Parodontitis verursachen: Das entzündete Gewebe wird abgebaut, das Zahnfleisch löst sich vom Zahnhals und es entstehen tiefe Zahnfleischtaschen. Da Zahnbürste und Zahnseide die Taschen im Rahmen der täglichen Zahnpflege nicht erreichen, können sich die Bakterien dort ungestört vermehren und ihr Unwesen treiben. Nach und nach greifen die Mikroorganismen immer weitere Strukturen des Zahnhalteapparates an, bis schließlich sowohl das Gewebe um den Zahn als auch der Kieferknochen zerstört werden. Die Zähne lockern sich, es droht Zahnausfall.
Risikofaktoren beachten
Neben mangelnder Mundhygiene mit unzureichender Plaque-Entfernung gibt es weitere Faktoren, die eine Parodontitis begünstigen. Eine wesentliche Rolle spielt das Immunsystem: Wenn die Abwehr des Körpers geschwächt ist, wirkt sich das negativ auf die Entstehung und den Verlauf einer Zahnbettentzündung aus. Weitere Risikofaktoren sind beispielsweise Rauchen, hormonelle Veränderungen (etwa während der Pubertät, Schwangerschaft oder Menopause), genetische Veranlagung und Krankheiten wie Diabetes. Darüber hinaus beeinträchtigt ein chronischer Mangel an Mikronährstoffen die Gesundheit des Zahnfleisches und beschleunigt Erkrankungen im Mundraum. Warum das so ist, werden wir später im Detail sehen.
Entzündungsprozess als Abwehrreaktion
Parodontitis wird durch Bakterien verursacht, die sich in Form eines Biofilms – besser bekannt als Zahnbelag oder Plaque – auf der Zahnoberfläche ablagern, vor allem am Übergang zwischen Zahn und Zahnfleisch. Der Körper reagiert auf die Bakterien mit einer Entzündung, die als Immunantwort auftritt. Das körpereigene Immunsystem spielt also eine wesentliche Rolle bei der Entzündung des Zahnhalteapparates.
Vereinfacht dargestellt läuft das folgendermaßen ab: Entdeckt das Immunsystem die schädlichen Bakterien, wandern weiße Blutkörperchen wie Makrophagen und neutrophile Granulozyten zu der betroffenen Stelle im Gewebe. Dort töten die Immunzellen die Bakterien ab. Gleichzeitig setzt das Immunsystem Entzündungsbotenstoffe frei, um das Entzündungsgeschehen zu intensivieren. Mehr Blut und Flüssigkeit kommt in die betroffene Region und erhöht die Aktivität der Immunakteure. Damit versucht der Körper, eine weitere Ausbreitung der Infektion zu verhindern.
Gelingt es dem Immunsystem nicht, die Bakterien zu beseitigen – etwa weil sie sich zu schnell vermehren –, kann die Immunreaktion überschießen und auch das umliegende Gewebe massiv geschädigt werden. Die Folge ist der fortschreitende Rückzug des Zahnfleisches und der Abbau von Knochen und Bindegewebe, Zahnverlust droht.
Gravierende Folgen für den ganzen Körper
Ohne Gegenmaßnahmen kann eine Parodontitis schwerwiegende Konsequenzen haben. Diese beschränken sich bei weitem nicht nur auf den Verlust von Zähnen. Gelangen Bakterien aus dem Mund in die Blutbahn und von dort in verschiedene Organe, kommt es zu einer systemischen Entzündung, einer umfassenden Entzündungsreaktion des gesamten Körpers. Häufig ist das Herz betroffen, aber auch Blutdruck und Blutzucker können steigen.
Diabetes mellitus und die koronare Herzkrankheit sind in der Tat zwei häufige systemische Erkrankungen, die mit Parodontitis in Verbindung gebracht werden. So können Entzündungsbotenstoffe, die bei einer Parodontitis freigesetzt werden, zum einen die Insulinrezeptoren blockieren und somit eine Insulinresistenz fördern. Dadurch gelangt weniger Zucker aus dem Blut in die Körperzellen; der Zucker bleibt in der Blutbahn und der Blutzuckerspiegel steigt. Langfristig kann sich daraus ein Typ-2-Diabetes entwickeln. Zum anderen können Bakterien aus der Mundhöhle in das Herz-Kreislauf-System eindringen und dort Entzündungen in den Gefäßwänden verursachen. Der Entzündungsprozess in der Arterienwand regt die Bildung von atherosklerotischen Plaques an, einem charakteristischen Merkmal der Arteriosklerose, die unbehandelt zu Herzinfarkt oder Schlaganfall führen kann.
Parodontitis-Behandlung: Antibiotika mit Vorsicht genießen!
Am Anfang einer Parodontitis-Behandlung steht die professionelle Zahnreinigung, bei der die Zähne gesäubert, poliert und mit Fluorid behandelt werden. Außerdem zeigt der Arzt dem Patienten die richtige Zahnpflegetechnik für zu Hause. Unter örtlicher Betäubung werden im nächsten Schritt die Zahnfleischtaschen gründlich gereinigt und die Zahnwurzeln geglättet, um ein erneutes Anhaften von Bakterien zu verhindern. Ist die Parodontitis sehr weit fortgeschritten, kann ein chirurgischer Eingriff notwendig sein, bei dem zum Beispiel entzündetes Gewebe entfernt oder Knochenersatzmaterial implantiert wird.
Bei aggressiven Formen der Parodontitis kommen begleitend auch Antibiotika zum Einsatz. Das ist allerdings nicht unproblematisch, denn Antibiotika wirken nicht nur gegen krankmachende Erreger, sondern töten auch nützliche Bakterien ab. Die Diversität der Bakterien in der Mundflora wird dadurch deutlich eingeschränkt. Die Folge kann eine Dysbiose sein, bei der das Gleichgewicht zwischen nützlichen und potenziell schädlichen Mikroorganismen gestört ist.
Ein weiteres Problem: Neben den üblichen Unverträglichkeiten und Nebenwirkungen können bei einer Antibiotika-Therapie auch immer Resistenzen auftreten. Dann wirken die Mittel nicht mehr gegen die Bakterien, die sie eigentlich bekämpfen sollen.
Tatsächlich sind Antibiotika-Resistenzen eine immense medizinische Herausforderung: Mehr als eine Million Todesfälle weltweit gehen jedes Jahr auf ihr Konto. Da Antibiotika bei schwerer Parodontitis häufig eingesetzt werden, tragen die vielen Krankheitsfälle erheblich zu dieser Situation bei. Gute Gründe also, über alternative Behandlungswege nachzudenken.
Parodontitis im Keim ersticken
Wer unseren Artikel bis hierher aufmerksam gelesen hat, erkennt schnell die drei „Problemfelder“, die bei der Parodontitis in Erscheinung treten: Entzündung, ein „überreagierendes“ Immunsystem und fortschreitender Gewebeabbau. Sie alle sind Teil eines komplexen Abwehrsystems, mit dem sich der Körper gegen die bakterielle Bedrohung zur Wehr setzt. Diese Prozesse lassen sich jedoch durch Mikronährstoffe sehr gut regulieren.
Entzündung kontrollieren
Eine Entzündung ist immer eine Reaktion auf einen Reiz von innen oder außen, im Falle der Parodontitis auf die Bakterien, die sich im Zahnbelag befinden. Ziel der Entzündungsreaktion ist es, den schädigenden Reiz zu beseitigen und die Voraussetzungen für die Reparatur des betroffenen Gewebes zu schaffen. Hält die Entzündung jedoch über längere Zeit an, zum Beispiel weil die körpereigenen Abwehrkräfte den bakteriellen Erregern unterlegen sind, kann sie das Immunsystem dauerhaft überfordern. Die Zellen des Immunsystems schütten dann über längere Zeit große Mengen an kollagenverdauenden Enzymen und freien Radikalen aus. Dadurch kommt die Entzündung nicht zur Ruhe und geht langsam in ein chronisches Stadium über. In diesem Zustand verteilen sich Bakterien aus dem entzündeten Gewebe oder Entzündungsbotenstoffe immer wieder über das Blut im ganzen Körper, mit der Gefahr, dass es zu weitreichenden Folgeerkrankungen kommt.
Bestimmte Mikronährstoffe spielen eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Entzündungsprozessen im Körper. Beispiele sind Vitamin C, Vitamin D, Quercetin, Calcium, Zink und Omega-3-Fettsäuren, welche die Produktion und Freisetzung von Entzündungsbotenstoffen hemmen. Vitamin C, Lysin, Polyphenole, Kupfer und andere Zell-Vitalstoffe blockieren zudem die Aktivität von kollagenverdauenden Enzyme, die an der Entzündungsreaktion beteiligt sind.
Viele Mikronährstoffe stärken das Immunsystem und unterstützen es so im Kampf gegen Bakterien. Dazu gehören Vitamin C, B-Vitamine, Folsäure, Vitamin E, Zink, Selen, Eisen, Polyphenole und Flavonoide. Sie stärken die Immunantwort und optimieren die Fähigkeit des Körpers, bakterielle Krankheitserreger zu eliminieren. Umgekehrt kann ein Defizit an essentiellen Mikronährstoffen zu einer Schwächung des Immunsystems führen – Mikronährstoffmangel ist daher ein wichtiger Risikofaktor für den Ausbruch von Krankheiten bei bakteriellen Infektionen.
Bindegewebs-Barrieren stärken
Das Zahnfleisch erfüllt zwei wichtige Funktionen: Es dient als mechanische Barriere, die das Eindringen von Bakterien in tiefere Gewebeschichten verhindert, und es sorgt dafür, dass die Zähne fest im Kieferknochen verankert sind. Im gesunden Zustand ist das Zahnfleisch durch Bindegewebe fest mit dem Kieferknochen verbunden. Kommt es jedoch, wie beschrieben, zu einer chronischen Entzündung des Zahnhalteapparates, zerstören bestimmte Botenstoffe und Enzyme, die bei der Entzündung gebildet werden, nach und nach das Bindegewebe um den Zahn. Dies führt schließlich dazu, dass der Zahn seinen Halt verliert und ausfällt.
Ein intaktes Bindegewebe wird durch die Produktion von Kollagen und anderen Bindegewebsmolekülen erreicht. Dazu benötigt der Körper bestimmte Zell-Vitalstoffe. Zu den entscheidenden Faktoren zählen vor allem Vitamin C und die Aminosäuren Lysin und Prolin. Ihre optimale Zufuhr mit der Nahrung kann dem Abbau des Bindegewebes zuverlässig entgegenwirken und bietet damit auch einen wichtigen Schutz vor den typischen Symptomen der Parodontitis.
Wie sehr der Aufbau eines stabilen Bindegewebes und damit die Unversehrtheit des Zahnhalteapparates vor allem von Vitamin C abhängt, zeigt das Beispiel Skorbut: Stark blutendes Zahnfleisch, Entzündungen im Mundraum und Zahnausfall sind auch frühe Anzeichen der ehemaligen Seefahrerkrankheit. Im Endstadium kommt es zur koronaren Herzkrankheit, da die Keime über das Blut in den gesamten Organismus und damit auch in das Herz-Kreislauf-System gelangen und dort die Gefäße schädigen können. Ist zusätzlich die natürliche Barriere des Bindegewebes durch einen Mangel an Mikronährstoffen geschwächt, dringen die Erreger umso schneller in andere Organe ein.
Früher erkrankten Seeleute an Skorbut, weil sie monatelang auf frisches Obst und Gemüse verzichten mussten. Der ernährungsbedingte Mangel an Vitamin C führte dazu, dass ihr Körper nicht genügend Kollagen bilden konnte, das Bindegewebe wurde brüchig. Auch heute noch sind Fehlernährung und Mikronährstoffmangel entscheidende Faktoren, die zur Entstehung von Parodontitis beitragen und Folgeerkrankungen wie Herzschwäche begünstigen.
Mikronährstoffe helfen nachweislich bei der Behandlung von Parodontitis
Das Dr. Rath Forschungsinstitut hat eine klinische Pilotstudie mit Parodontitis-Patienten durchgeführt. Die Teilnehmer erhielten über 12 Wochen eine Mikronährstoffkombination mit Vitamin C, Lysin, Prolin und weiteren kollagenaufbauenden Mikronährstoffen. Untersucht wurde das Auftreten von Reizblutungen, nachdem mit einer Parodontalsonde Druck auf das Zahnfleisch der Probanden ausgeübt wurde. Der Fachausdruck für dieses Verfahren lautet „Bleeding on Probing“, kurz BOP, und bedeutet „Blutung bei Sondierung“. Zur Bewertung der Ergebnisse wurde der BOP-Index herangezogen, ein Standardparameter zur Beurteilung von Entzündungen des Zahnhalteapparates. Er gibt den Prozentsatz der Zahnfleischtaschen an, die bei der Sondierung bluten. Dabei gilt: Je geringer der Prozentsatz an Blutungen ist, desto stabiler ist das Zahnbett. Die Schwelle liegt bei etwa 25 Prozent, Patienten mit einem höheren Wert leiden in der Regel an Parodontitis.
Zu Beginn der Studie lag der durchschnittliche BOP-Wert bei 60 Prozent, was dem fortgeschrittenen Stadium einer Parodontitis entspricht. Nach 6 Wochen Einnahme der Mikronährstoffe nahm dieser Wert jedoch allmählich ab und betrug nach 8 Wochen im Mittel nur noch 14 Prozent. Am Ende des 12-wöchigen Untersuchungszeitraums war das Zahnfleischbluten bei den Probanden schließlich um rund 85 Prozent zurückgegangen.
Nebenbei stellten die Forscher auch fest, dass das Zahnfleisch der Patienten durch die Mikronährstoffgabe fester wurde und weniger spontane Blutungen auftraten, also Blutungen ohne äußere Einwirkung. Das zeigt, dass eine Nahrungsergänzung mit speziellen Mikronährstoffen neben der täglichen Mundhygiene eine einfache und wirksame Maßnahme darstellt, um Parodontitis vorzubeugen und zu kontrollieren.
Früher Zahnverlust ist vermeidbar
Fazit: Wer sich unausgewogen ernährt und zu wenig Mikronährstoffe zu sich nimmt, kann seine Zähne verlieren. Eine Kost aus viel Fast Food, Zucker und wenig frischen Produkten beeinträchtigt das die Mundflora und fördert die Bildung von Plaque. Die infektiösen Mikroorganismen in den Belägen können bis in den Zahnhalteapparat vordringen und den Kieferknochen angreifen.
Neben Antibiotika setzt die konventionelle Zahnmedizin bei der Behandlung von Parodontitis mechanische Verfahren wie Zahnsteinentfernung und Wurzelglättung sowie chirurgische Eingriffe und Zahnimplantate ein. Diese kommen meist dann zum Einsatz, wenn die für die Parodontitis verantwortlichen Bakterien bereits große Teile des Zahnhalteapparates geschädigt haben. Ganz anders verhält es sich bei der Zellular-Medizin. Ihre ursachenorientierte Herangehensweise ermöglicht es, bakterielle Schäden frühzeitig einzudämmen oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Daher ist es wichtig, die Gesundheit der Mundhöhle möglichst schon vor den ersten Anzeichen einer Parodontitis und dauerhaft mit Zell-Vitalstoffen zu unterstützen.
Referenzen
Dr. Rath Research Institute. Periodontal disease and micronutrients – a clinical pilot study. (2019). JCM&NH. https://jcmnh.org/2019/10/09/periodontal-disease-and-micronutrients-a-clinical-pilot-study/
Robert Koch-Institut. (18.10.2022). Antibiotikaresistenzen, eine schleichende Pandemie. [Pressemeldung]. https://www.rki.de/DE/Content/Service/Presse/Pressemitteilungen/2022/06_2022.html