Wie die Wissenschaft mediale Vorurteile gegen Vitamine und andere Mikronährstoffe entkräftet
Gelegentlich erscheinen Medienberichte, die gegen eine Ergänzung von Vitaminen und anderen Mikronährstoffen polemisieren, und lösen bei manchen Verunsicherung aus. Auffallend ähnlich ist das Muster solcher Desinformation. Eine beliebte Methode ist anscheinend, mehrere Dinge in einen Topf zu werfen, um diskreditierende Aussagen konstruieren und verallgemeinern zu können. In verschiedener Variation kehren jedoch auch bestimmte Behauptungen mit direktem Bezug auf Mikronährstoffe wieder. Die nachfolgende Auswahl nimmt einige dieser Aussagen unter die Lupe.
Aufschlussreich ist der Vergleich medikamentöser Nebenwirkungen mit denen durch Einnahme von Vitaminprodukten. In praktisch allen westlichen Ländern mit vermeintlich hoch entwickelten – d.h. pharmaorientierten – Gesundheitssystemen zählen Arzneimittelschäden zu den gängigen Begleiterscheinungen. Als Todesursache rangieren verordnete (!) Medikamente weit vorn, mitunter direkt hinter den Herz-Kreislauf-Toten und Krebssterbefällen. Besonders augenfällig ist das Problem – nicht erst seit der Opiodkrise – in den USA. Auch in Deutschland erliegen allein in den Krankenhäusern offiziell rund sechzigtausend Patienten jedes Jahr der Einnahme von Arzneimitteln. Im Vordergrund stehen Blutverdünner, Schmerzmittel, Lipidsenker, Betablocker, Antidiabetika, Psychopharmaka. Das Problem der Polypharmazie sorgt – insbesondere in der Altersgruppe der Senioren – für einen Großteil der Krankenhausaufnahmen, und die Multimedikation bildet seit Jahren einen verlässlichen Forschungsgegenstand zahlreicher medizinischer Arbeitsgruppen. Substantiell verbessert hat sich bisher nichts. Und wie sollte es auch, ohne die Pharmaorientierung des Gesundheitssystems zu hinterfragen?
Hingegen belegen jährliche Untersuchungen wiederholt die hohe Sicherheit von Nahrungsergänzungsprodukten, indem sie nicht einen einzigen Todesfall infolge von Vitamineinnahme ausweisen. Bezeichnend genug also, wenn sich Medien dafür hergeben, routinemäßig Schlagzeilen über angebliche Gefahren von Vitaminen zu produzieren, aber die eigentlichen Missstände im System weitgehend unkritisiert lassen, ja sogar mit allen möglichen Tricks beschönigen.
Aussagen dieser Art werden häufig ins Spiel gebracht im Zusammenhang mit dem Wirkprinzip zytotoxischer Medikamente (»Chemotherapie«) und dem schützenden Einfluss von Antioxidantien (wie etwa Vitamin C, dem Spurenelement Selen, der Aminosäure Cystein oder sekundären Pflanzenstoffen, z.B. aus der großen Gruppe der Polyphenole). Auch die mangelnden Erfolgsaussichten anderer onkologischer Verfahren, wie der zellzerstörenden Bestrahlung (»Radiotherapie«), werden gern hinter solchem Scheinargument versteckt. Noch immer wird Patienten dann allen Ernstes empfohlen, zumindest während des Therapiezeitraums auf eine entsprechende Nahrungsmittelergänzung zu verzichten, um den »Erfolg der Behandlung« nicht zu gefährden!
Dabei belegen etliche Untersuchungen vielmehr das Gegenteil: Das Ausmaß der unerwünschten Nebenwirkungen derartiger »Therapie«-Ansätze wird unter gezielter Bereitstellung von Mikronährstoffen sogar deutlich besser vertragen.
Während Vitamine und andere Mikronährstoffe unbestritten essentielle, also lebensnotwendige Substanzen zur Aufrechterhaltung der Zellfunktionen sind, gelten synthetische Arzneimittel allenfalls bedingt als überlebenswichtig. Somit ist es schon reichlich vermessen, ein offensichtliches Versagen von Pharma-Therapien auf die Anwesenheit von natürlichen Vitalstoffen zurückzuführen. Derlei Behauptungen zeugen letztlich vom eklatanten Unverständis biologischer Prozesse auf Ebene der Zellen.
Wahr ist: Nahezu alle Medikamente richten sich auf Symptome und verfügen über keinerlei Nachweis ihrer Heilwirkung. Eine Beseitigung der Krankheitsursachen ist aus Sicht des Pharma-Investmentgeschäfts auch völlig unerwünscht. Chronische Krankheiten sind ein willkommener, weil äußerst profitabler Markt.
Aber mehr noch: Die meisten Medikamente sind selbst Mikronährstoffräuber. Typischerweise hemmen sie deren Aufnahme oder stören deren Umwandlung in eine aktive Form, sie erhöhen deren Verbrauch oder beschleunigen deren Ausscheidung.
Wie kann heute von einer ausreichenden Versorgung mit Mikronährstoffen gesprochen werden, wenn längst wissenschaftlich gesichert ist, dass bestimmte Krankheiten – darunter Atherosklerose, Herzschwäche, Diabetes Typ 2 und andere »Volkskrankheiten« – Ausdruck einer chronischen Minderversorgung mit bestimmten Mikronährstoffen sind? Wem nutzt es, wenn »Experten« vor vermeintlichen Hypervitaminosen (Überversorgung mit Vitaminen) warnen und eine schärfere Reglementierung von Nahrungsergänzungsmitteln fordern, derweil Jahr für Jahr allein in Deutschland Hunderttausende Menschen vorzeitig an sogenannten »Zivilisationskrankheiten« versterben, welche nachweislich durch gezielte Mikronährstoffzufuhr leicht vermeidbar bzw. kontrollierbar wären?
Was hat es mit den Referenzwerten auf sich? Worauf beziehen sie sich? Welche Folgen hat eine Überschreitung?
Die Angaben der DGE, die an der Herausgabe der D-A-CH-Werte beteiligt ist, sollten als das verstanden werden, was sie sind: Zufuhrempfehlungen, die einen Mindestbedarf definieren – erforderlich, um Mangel zu vermeiden. Die Zahlen orientieren sich an jungen gesunden Personen, basieren auf mancherlei Annahmen und statistischen Ableitungen. Mit einem jeweiligen, tatsächlichen Optimalbedarf – abhängig von Gesundheitszustand, Ernährungsverhalten, Aktivität, individuellen Belastungen, Alter usw. – haben sie offensichtlich ebenso wenig zu tun wie mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen der Mikronährstoff-Forschung, etwa im Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs. Politisch motiviert wiegen die antiquierten DGE- bzw. D-A-CH-Angaben die Verbraucher in falscher Sicherheit. Ähnlich verhält es sich mit der international bekannteren RDA (Recommended Daily Allowance) oder den NRV (Nutrient Reference Values) bzw. DRI (Dietary Reference Intakes) oder den DRV (Dietary Reference Values). Auch diese Werte beschreiben einen Minimalbedarf und taugen nicht als Maßstab, um die eigene tägliche Mikronährstoff-Aufnahme daran auszurichten oder gar um vermeintlichen Überdosierungen vorzubeugen. Dennoch werden sie von vielen genauso aufgefasst; nicht zuletzt, weil sie vorsätzlich so eingesetzt werden, um in Medienberichten Dramatik zu erzeugen: Vitamin XY überschreitet die vorgeschlagene Dosierung um 123 Prozent. Ausdrücklich heißt es seitens der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit, EFSA: »DRVs sind keine Nährstoffziele und keine Empfehlungen für Einzelpersonen. Sie werden von den politischen Entscheidungsträgern in der EU und ihren Mitgliedstaaten verwendet, um Empfehlungen zur Nährstoffaufnahme an die Verbraucher zu geben. […] Die DRVs sind für gesunde Menschen bestimmt. Personen, die an Krankheiten leiden, haben möglicherweise andere Bedürfnisse.«
Weil für viele Mikronährstoffe kein Risiko bedenklicher Nebenwirkungen festzustellen ist, gibt es für sie keine behördlich festgelegte Obergrenze. Entsprechend gefahrlos können sie, auch in therapeutischer Dosierung, zugeführt werden.
Paschalbehauptungen solcher Art setzen bewusst auf Täuschung. Denn dauerhaft speichern lassen sich nur die wenigsten Mikronährstoffe. Kaum aufgenommen, werden sie sofort in Stoffwechselprozesse integriert. Und selbst bei einem zeitweiligen Überangebot jener unabdingbaren Co-Faktoren reagiert der Organismus in der Regel nicht mit Dysbalance, da ihm der Umgang mit diesen Naturstoffen bestens vertraut ist. Sämtliche B-Vitamine, aber auch Vitamin C, Mineralstoffe wie Magnesium, Calcium, Natrium, Kalium sind wasserlöslich. Bei einem »Zuviel« scheidet der Körper diese Substanzen ganz einfach vermehrt aus oder nimmt sie erst gar nicht in der ihm dargebotenen Menge auf (Darmtoleranzgrenze). Aus der hohen Mobilität dieser wasserlöslichen Vitamine folgt allerdings auch, dass unser Organismus fortwährend auf Nachschub angewiesen ist.
Reden wir von fettlöslichen Vitaminen wie D, A, K oder E, die tatsächlich über längere Zeit speicherfähig sind, liegen die Obergrenzen einer unbedenklichen Aufnahme meist wesentlich höher als die angegebenen Verzehrsempfehlungen. Unproblematisch ist zudem Beta-Carotin, die Vorstufe von Vitamin A. Abgesehen davon, dass Carotinoide selbst wichtige Funktionen ausüben (z.B. als Antioxidanz), wird Beta-Carotin je nach Bedarf des Körpers in das aktive Vitamin A umgewandelt.
Dass sich im Übermaß verabreichte Mikronährstoffe untereinander stören können, trifft – wenn überhaupt – nur in Einzelfällen zu, nämlich wenn einseitige und extrem hohe Dosierungen gewählt werden. Doch selbst dann ist der Körper imstande, das Gleichgewicht schnell wieder herzustellen, wenn die einseitig erhöhte Zufuhr korrigiert wird.
Richtig ist vielmehr, dass sich die verschiedenen Mikronährstoffe gegenseitig unterstützen und bedingen, sowohl bei ihrer Resorption als auch bei ihren vielfältigen Funktionen im Körper. Kaum verwunderlich also, dass die These, hochdosierte Vitamine würden sich negativ beeinflussen, in vielen Fällen längst explizit widerlegt ist; beispielsweise für hochdosiertes Vitamin C und seine postulierten Effekte auf den Vitamin-B12-Stoffwechsel oder den Elektrolythaushalt.
Wer auf Nummer Sicher gehen will, entscheidet sich für geprüfte Nahrungsergänzungsmittel mit natürlichen Inhaltsstoffen, deren Kombination nach wissenschaftlichen Kriterien – dem Grundprinzip der Synergie – erarbeitet wurde. Denn Mikronährstoffe brauchen einander, um ihr volles Potential zu entfalten.
Die Befürchtung, die Einnahme von Vitamin C fördere die Harnsteinbildung (durch Calciumoxalat), kursiert noch immer, obwohl sie sich in mehreren Untersuchungen als unbegründet erwiesen hat. Oxalsäure stellt zwar ein Stoffwechselprodukt der Ascorbinsäure dar, welches über die Nieren ausgeschieden wird. Doch selbst bei höheren Vitamin-C-Dosen (ob oral oder intravenös verabreicht) steigt die Oxalsäurebildung nur minimal an und geht nach dem Absetzen des Vitamin C sofort wieder zurück. Lediglich für Patienten mit Enzymdefekten, welche eine Störung des Oxalsäurestoffwechsels nach sich ziehen, gilt die Empfehlung, jegliche Quellen für Oxalsäure (z.B. Lebensmittel wie Spinat, Mangold, Rhabarber, Rote Beete, Kakao, Kaffee) zu meiden bzw. durch eine angemessene Aufnahme von Calcium, Magnesium und Vitamin B6 auszugleichen.
Aus toxikologischer Sicht ist Vitamin C ungefährlich. Weder gibt es Anhaltspunkte für mutagene Effekte, noch teratogene oder fetotoxische. Eine toxische Obergrenze ist unbekannt.
So einfach es für jede/n ist, wissenschaftliche Veröffentlichungen über entsprechende Suchportale (bspw. PubMed) zu recherchieren, so fadenscheinig ist die Behauptung, Aussagen über den Nutzen von Vitaminen und anderen Mikronährstoffen würde die wissenschaftliche Untermauerung fehlen. Neun Nobelpreise wurden für die Verdienste der Erforschung von Vitaminen vergeben. In Lehrbüchern der Biochemie ist die existenzielle Bedeutung dieser Naturstoffe für den Erhalt verschiedener Stoffwechselprozesse dokumentiert. Weltweit sind Forschergruppen mit der Aufklärung von biochemischen Mechanismen befasst, an denen Mikronährstoffe beteiligt sind. Das anhaltende Interesse an Mikronährstoffen spiegelt wider, dass wir deren gesundheitliches Potential erst im Ansatz kennen.
Dennoch steckt in der Behauptung auch etwas Wahres. Denn viele Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln verkaufen ihre Produkte ohne eigene Forschung zu betreiben. Dazu zählen ausgerechnet auch ausgemachte Pharmafirmen, die stattdessen dem Marketing mehr Aufmerksamkeit widmen, um Verbrauchern ihre weitgehend wirkungslosen, wenn nicht gar schädliche Präparate schmackhaft zu machen. Bei solchen Trittbrettfahrern oder Me-Too‘s ist tatsächlich Anlass gegeben, die Herkunft der vielversprechenden Produkte gründlich zu hinterfragen und den Beleg ihres Nutzens abzuprüfen.
Den geradezu fanatischen Eifer, mit dem eine schärfere Reglementierung von Nahrungsergänzungsmitteln angestrebt wird, versteht wohl nur, wer – über die gesundheitliche Bedeutung von Mikronährstoffen hinaus – die wirtschaftlichen Hintergründe des »Geschäfts mit der Krankheit« erkennt. Anders als bei synthetischen, patentierbaren Pharmamedikamenten lassen sich auf Vitamine und andere Naturstoffe keine beliebigen Gewinnmargen aufschlagen. Ein präventives Gesundheitswesen ist daher die größte Bedrohung für das billionenschwere Pharma-Investmentgeschäft.
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